Lovis Caputo und Sarah Kueng (geb. 1981) verwirklichten ihr erstes gemeinsames Projekt bereits 2006 während der Studienzeit an der Zürcher Hochschule der Künste im Fachbereich Industrial Design. Das Projekt «Hosting a Guest» – ein 72-Stunden-Hotel im Zürcher Güterbahnhof – verschaffte den Studentinnen eine Einladung an die Mailänder Möbelmesse, weshalb sie fortan als Duo Kueng Caputo agierten. 2009 erhielten die Industriedesignerinnen ihren ersten Designpreis des Bundesamtes für Kultur (BAK). Mit der Auszeichnung war ein einjähriger Atelieraufenthalt in New York verbunden, was wiederum eine Kollaboration mit der dort ansässigen Galerie Salon 94 ermöglichte, die das Duo seither vertritt und ihm den Eintritt in den Galeriemarkt ebnete. Nur so können Kueng Caputo ihre Produkte in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus dem traditionellen Handwerk mit aufwendigen Techniken herstellen. Die unkonventionelle Anwendung dieses vom Vergessen bedrohten Wissens wird zum Merkmal von Kueng Caputo, womit sie beim Publikum gleichzeitig Vertrautheit und Irritation hervorrufen. So entstanden 2013 zum Beispiel für die dänische Galerie Etage Projects handbemalte, auf Aluminium aufgezogene Ledermöbel unter dem Titel Never Too Much. Die oft ortsbezogenen oder im Auftrag von Galerien hergestellten Unikate widersprechen dem Ziel der Designerinnen, ihre Entwürfe einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Deshalb streben sie an, vermehrt an der Gestaltung von öffentlichen Räumen mitzuwirken oder ihre Entwürfe online zum Nachbauen zur Verfügung zu stellen. Mit der Gestaltung aller Schaufenster der Schweizer Globus-Filialen im Frühjahr 2021 drangen Kueng Caputo in ein weiteres Feld des Designs zwischen Kommerz und Allgemeingut vor. Ihre kompromisslose Gestaltung schloss die Präsentation von Waren aus und eroberte das Schaufenster als öffentlichen Kulturraum zurück. 2020 zeichnete das BAK Kueng Caputo mit dem Grand Prix Design aus. (Sabina Tenti)