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Künstlerbuch, Moon Rufen, 1970–72
Wolfgang Weingart
Künstlerbuch, Moon Rufen,
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*1011

Künstlerbuch, Moon Rufen,
1970–72

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Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
8031 Zürich
Museumsplan
Museum für Gestaltung Zürich
Toni-Areal, Pfingstweidstrasse 94
8031 Zürich
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Höschgasse 8
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  • Moon Rufen Wolfgang Weingart Künstlerbuch
  • Moon Rufen Wolfgang Weingart Künstlerbuch
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Wolfgang Weingart im Gespräch, Ausstellungsdokumentation
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Wolfgang Weingart (geb. 1941) erkannte, dass die Idee der optimalen Lesbarkeit ein moderner Mythos war. Das motivierte ihn, die semantische Dimension der Typografie zu erforschen und neue Wege aufzuzeigen, wie der visuelle Leseanreiz eines Textes erhöht werden kann.

Ende der 1960er-Jahre wandte Wolfgang Weingart den regelwidrigen Umgang mit Satzmaterial auf das Textbild an. Exemplarisch zeigt dies seine Serie der typografischen Textinterpretationen für eine Ausstellung in Stuttgart: Die Buchstaben variieren in Schriftstärke und -grösse oder sind gesperrt, Satzteile tanzen aus der Reihe, der Durchschuss ist erhöht. All dies erschwert die Lesbarkeit. Damit unterwanderte Weingart ein zentrales Gebot seines ehemaligen Basler Lehrers Emil Ruder, kritisierte aber ebenso die funktionelle Zürcher Typografie, die weit weniger lesefreundlich war, als behauptet wurde. Weingart ging es um die Expressivität des Satzbildes, die den Leseanreiz stimulieren sollte. Das verdeutlichen auch seine typografischen Experimente der frühen 1970er-Jahre. Eines der schönsten Beispiele ist Moon Rufen. Den Schriftzug bildete er durch das Aneinanderreihen von Holzlettern einer schmalfetten Plakatschrift, die er in der Basler Schulsetzerei vorgefunden hatte. So entstand das «O» aus zwei «U»-Bögen plus zwei dazwischen geschobenen grossen «I». Mit den verlängerten Buchstaben, die er gestuft anordnete, erzielte er eine lautmalerische Wirkung. Da eine nahtlose Verlängerung im Handsatz nicht möglich war, integrierte er die Zwischenräume als grafische Elemente in die Komposition. Oft verglich er seine Schriftbilder mit selbst fotografierten Wüsten- oder Architekturlandschaften. Später erlaubte ihm die Technik der Filmüberlagerung, Schrift und Fotografie beliebig zu kombinieren. (Barbara Junod)

Moon Rufen, 1970 – 1972
Gestaltung: Wolfgang Weingart
Typografie: Wolfgang Weingart
Material/Technik: Buchdruck,
Handsatz
43.9 × 42.7 cm
Donation: Wolfgang Weingart
Eigentum: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
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Literatur

Barbara Junod, «Untersuchung und Experiment: Hans-Rudolf Lutz und Wolfgang Weingart», in: Museum für Gestaltung (Hg.), 100 Jahre Schweizer Grafik, Zürich 2014, S. 74–79.

Barbara Junod, «Neue typografische Anordnung», in: Weingart Typografie. Ausstellungstexte und Forschungsbericht, Begleitheft zur Ausstellung am Museum für Gestaltung Zürich, D/E, Zürich 2014, o.S.

Wolfgang Weingart Typographer – Archive Talk with Barbara Junod – A Film by Eric Stitzel, Zurich University of the Arts, 2014: https://www.youtube.com/watch?v=Wg-bGZ5-vG0

Wolfgang Weingart, Typography. My Way to Typography /Wege zu Typographie, Baden 2000, S. 298–303.

Wolfgang Weingart, Wie kann man heute überhaupt noch Typographie machen? – Theoretische und praktische Ergebnisse aus dem Typographie-Unterricht 1968–1976 an der Schule für Gestaltung Basel, Typoskript, April 1976, S. 17–22, 28–30.

Wolfgang Weingart/Peter von Kornatzki, «Ist diese Typographie noch zu retten? Oder leben wir auf dem Mond? – Eine Auswahl bestimmter Arbeiten Weingarts von 1969 bis 1976. Gedanken und Betrachtungen eines Freundes. Und persönliche Bemerkungen von ihm», in: TM 12 (1976), S. 725–756.

Biografie
Wolfgang Weingart
Wolfgang Weingart
*1941 in Salemertal

Wolfgang Weingart besuchte von 1958 bis 1960 die Merz-Akademie in Stuttgart, wo er erstmals mit dem Schriftsetzen in Berührung kam. Es folgte eine Lehre als Schriftsetzer in der Stuttgarter Druckerei Ruwe, deren Hausgrafiker ihn mit der Schweizer Typografie vertraut machte. Schon seine Lehrstücke zeigten Merkmale der Schweizer Typografie: der unbedruckte Raum, der mitgestaltet wird, der Bezug der Elemente zueinander sowie die klare, asymmetrische Gliederung und formale Reduktion. Zur wichtigen Inspirationsquelle wurde auch die Grafik der «expressiven» Moderne eines El Lissitzky oder Kurt Schwitters. Von 1964 bis 1965 bildete sich Weingart an der Kunstgewerbeschule Basel bei Emil Ruder und Armin Hofmann weiter. Hier erlernte er die gestalterischen Grundlagen, experimentierte mit dem Buchstaben M und setzte autodidaktisch Kompositionen aus manipulierten Buchstaben sowie Blei- und Messinglinien im Hochdruck um. 1969 publizierte er sein typografisches Manifest in Form einer expressiven Blattserie, worin er den modernen Mythos der optimalen Lesbarkeit in Frage stellte. Mitte der 1970er-Jahre waren für ihn die Möglichkeiten des Hochdrucks ausgereizt. Er begann, Bild und Schrift mittels transparenter Lithofilme zu überlagern und nahm damit das digitale Sampling des postmodernen New Wave vorweg. Seit 1968 vermittelte Weingart sein typografisches Wissen an der Weiterbildungsklasse für Grafik der Schule für Gestaltung Basel, wo er 1984 den ersten Apple-Macintosh-Computer einführte und die Verbindung analoger und digitaler Techniken förderte. Sein Unterricht wie auch seine weltweit gehaltenen Vorträge und Workshops prägten mehrere Generationen von Gestalter/innen. Weingart war von 1978 bis 1999 Mitglied der Alliance Graphique Internationale (AGI) und wurde für sein Lebenswerk mehrfach international ausgezeichnet: 2005 bekam er vom Massachusetts College of Art in Boston den Ehrendoktor der freien Künste, 2013 erhielt er die AIGA-Medaille und 2014 den Grand Prix Design des Bundesamts für Kultur. 2011 schenkte Weingart einen Teil seines Archivs dem Museum für Gestaltung Zürich, das ihm ein Forschungsprojekt und 2014 die erste Einzelausstellung in der Schweiz widmete, die 2016 und 2017 in überarbeiteter Form durch China tourte. (Barbara Junod)

Quelle:

Barbara Junod, Sigrid Schade (Hg.), Wolfgang Weingart: Typography in Context (Swiss National Science Foundation Research Project 2012–2013), https://www.zhdk.ch/file/live/18/1840a2238f4315c40626fd05b5b7f5186d60a5d2/20170201092234_58919aca51435.pdf. 
Institute for Cultural Studies in the Arts, Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), Weingart Typografie, Zürich 2014. (Red. Barbara Junod)
Barbara Junod, «Untersuchung und Experiment: Hans Rudolf-Lutz und Wolfgang Weingart», in: Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), 100 Jahre Schweizer Grafik, Zürich 2014.

Porträt Wolfgang Weingart
Abbildung: Archiv ZHdK / Fotografie: Umberto Romito

Legenden

Moon Rufen, 1970 – 1972, Gestaltung: Wolfgang Weingart, Donation: Wolfgang Weingart
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Druckgrafisches Blatt aus einer Serie von 11, Was ich morgen am liebsten machen würde, 1969, Gestaltung: Wolfgang Weingart
Donation: Wolfgang Weingart
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Zeitschrift, Doppelseite, Typografische Monatsblätter 12, 1976 – Ist diese Typografie noch zu retten? Oder leben wir auf dem Mond?, 1976, Gestaltung: Wolfgang Weingart, Donation: Wolfgang Weingart
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Zeitschriftenumschlag, Typografische Monatsblätter 12, 1976 – Ist diese Typografie noch zu retten? Oder leben wir auf dem Mond?, 1976, Gestaltung: Wolfgang Weingart, Donation: Wolfgang Weingart
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Ausstellungstext
Wolfgang Weingart – Textinterpretationen

«Was nutzt Lesbarkeit, wenn nichts reizt, einen Text überhaupt zur Kenntnis zu nehmen?» (Weingart 1976). Ende der 1960er-Jahre verlässt Weingart (geb. 1941) den bewährten Pfad der funktionellen Textgestaltung, zumindest was die Lesbarkeit und die formale Schlichtheit betrifft. Er bringt Sprache in eine expressive typografische Form. Hierzu experimentiert er mit den verfügbaren Materialien und Techniken – ob Handsatz oder Lithofilmcollage (ab 1973) –, bis er die passende Lösung findet.