Die Gestaltung dekorativer Textilien erfährt in der Belle Époque neue Aufmerksamkeit. Der wichtige Jugendstilvertreter Hermann Obrist (1862 – 1927) fängt mit akribischer Genauigkeit die Wachstumsstadien einer Schlingpflanze und die beunruhigende Ausbreitung von Flechten als Motivik ein, während die in Genf wirkende Malerin Alice Bailly (1872 – 1938) junge Mädchen beim Tanz in futuristischer Geschwindigkeit erfasst. Die bunten Fransen verleihen dem Szenario zusätzliche Vitalität. Dagegen wirken die figurativen Setzungen von Eugen Hasenfratz (1872 – 1939) und Walter Roshardt (1897 – 1966) eher statisch. Ersterer transferiert im Oval die Obrist’sche Pflanzenwelt in die Nachbarschaft von Mensch und Tier, Roshardt wiederum fängt eine stimmige Idylle als reizende Miniaturstickerei ein.