Emil Cardinaux begann ein Jurastudium an der Universität Bern und besuchte parallel dazu den Zeichenunterricht bei Paul Volmar an der Berner Kunstschule. 1898 liess er sich in München nieder, zu der Zeit eine der lebendigsten Kunstmetropolen Deutschlands. Dort beschloss Cardinaux, sich künftig ganz der Malerei zu widmen. Er fand Aufnahme an der Münchner Kunstakademie als Schüler von Franz von Stuck. 1903 kehrte Cardinaux nach Bern zurück und unternahm von hier aus Studienreisen nach Holland, Italien und Paris. 1911 bezog er ein von Otto von Ingold erbautes Wohn- und Atelierhaus in Muri. Mit seinen von Ferdinand Hodler beeinflussten Gemälden, Wandbildern und Glasmalereien gehörte Cardinaux neben Giovanni Giacometti, Max Buri oder Cuno Amiet zu den fortschrittlichen Vertretern der Schweizer Malerei in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Während es ihm als Maler jedoch nicht gelang, eine eigenständige Position zu besetzen und zu Ruhm zu gelangen, zählte er als Plakatgestalter zu den Pionieren des Künstlerplakats in der Schweiz um 1905. Während Cardinaux in seinen frühen Plakaten auch internationale Einflüsse umsetzte und zu einer stilsicheren Eleganz fand, leben die späteren Arbeiten von seiner engen Heimatverbundenheit und zeigen ein idealisiertes Bild der Schweiz. (Andrea Eschbach)