Rosmarie Tissi besuchte den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich und absolvierte anschliessend eine vierjährige Grafikerlehre, die sie bei Siegfried Odermatt in Zürich beendete. Nach zehnjähriger Zusammenarbeit gründeten sie und ihr Lehrmeister 1968 die Ateliergemeinschaft Odermatt & Tissi. Beide führten weiterhin ihre eigenen Aufträge aus, entwickelten aber im Dialog eine gemeinsame visuelle Sprache. Es entstanden Plakate, Inserate, Prospekte, Geschäftsausstattungen, Firmenlogos und Verpackungen. Ihr Design zeichnete sich durch eine sachlich-klare, aber auch symbolisch expressive Sprache aus. Im Unterschied zu ihrem Büropartner Odermatt verwendete Tissi leuchtende Farben und versetzte Schrift und Flächen in Bewegung. Das postmoderne Credo der Vielfalt und Dynamik prägte ihre Arbeit. Sie entwickelte häufig eine überraschende Zeichensprache und schuf einprägsame Erscheinungsbilder, so für den Textilproduzenten Mettler & Co. in St. Gallen (1969/70), und entwarf Titelsatzschriften wie Sonora (1972), Sinaloa (1972) und Mindanao (1975). Die Arbeiten von Rosmarie Tissi wurden mehrfach international ausgezeichnet und auf zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt, zudem sind sie in vielen Galerien und Museen vertreten. 2018 wurde Tissi für ihr Werk mit dem Schweizer Grand Prix Design geehrt. Neben ihrer Tätigkeit als Grafikerin hat sie zahlreiche Artikel in internationalen Fachzeitschriften und Büchern verfasst sowie Vorträge und Workshops an renommierten Instituten und Universitäten gehalten. (Andrea Eschbach)