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Kissenbezug, (ohne Titel), 1895
Hermann Obrist
Kissenbezug, (ohne Titel),
Hermann Obrist,
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Kissenbezug, (ohne Titel),
1895

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Museum für Gestaltung Zürich
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Museumsplan
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  • (ohne Titel) Hermann Obrist Kissenbezug
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  • (ohne Titel) Hermann Obrist Kissenbezug
  • (ohne Titel) Hermann Obrist Kissenbezug
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Der vielseitige Jugendstilkünstler Hermann Obrist (1862–1927) nahm die Gestaltung textiler Flächen nach künstlerisch-ästhetischen Kriterien vor. Im Kissenbezug zeigt sich exemplarisch, dass nicht die reine Beobachtung des Pflanzenwuchses zum Dekor führte, sondern die freie Systematisierung der typischen Merkmale der Pflanze.

In der textilen Anwendung fand Hermann Obrist eine Möglichkeit, seine «musikalisch-rhythmischen Phantasien» in eine Form zu bringen. Seit 1892 führte er mit Bertha Ruchet, der ehemaligen Gesellschaftsdame seiner Mutter, in Florenz eine Kunststickerei. Diese leitete im Atelier die italienischen Stickerinnen an, die zuvor Kirchenparamente ausgeführt hatten. 1894 zog das Atelier samt Personal nach München um, wo Obrists Stickereien bei deren erster Präsentation 1896 ein äusserst positives Echo auslösten und sich zudem gut verkauften. Im Falle des Kissenbezugs ging Obrist zunächst von einem in zwei Farben gewebten Wollstoff aus, auf dem aus monochromem Tuch die formal stets leicht variierten Blätter des Rohrglanzgrases appliziert wurden. Im Anschluss überarbeitete Ruchet als ausführende Stickerin die geschwungenen lanzettförmigen Blätter mit den unterschiedlichen Wachstumsphasen der Blüten, was dem Gesamtbild eine kinematografische Komponente verlieh. Mittels der gelben Wollschnurkonturierung verband sie die individuell gestalteten Elemente zum Ganzen. Was also auf den ersten Blick als Rapport erscheint, trügt. Jede einzelne Episode ist verschieden. Obrist beschrieb die Verwendung von Pflanzen auf den Textilien als Hilfsmittel, um dem Beschauer seine Methode zu verdeutlichen, welche dem Impuls folgte, die allgegenwärtigen Schwingungen und Vibrationen der Natur in Formen umzusetzen. Mit der Hinwendung zur Linie als gestalterisches Mittel kündigte sich darin das biomorphe bildhauerische Werk an, dem sich Obrist nach 1900 ausschliesslich widmete. Dann endete auch die Zusammenarbeit mit Ruchet. (Sabine Flaschberger)

Kissenbezug, um 1895
Entwurf: Hermann Obrist
Ausführung: Berta Ruchet
Material/Technik: Wollgewebe, bestickt, Applikationen
73 x 46.5 cm
Eigentum: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK
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Literatur

Museum Bellerive, Eva Afuhs / Staatliche Graphische Sammlung München, Andreas Strobl (Hg.), Hermann Obrist. Skulptur, Raum, Abstraktion um 1900, Zürich 2009.

Biografie
Hermann Obrist
Hermann Obrist
*1862 in Kilchberg
†1927 in München

Hermann Obrist initiierte die deutsche Jugendstilbewegung, die anspruchsvolles Handwerk der angewandten Kunst mit den ästhetischen Ansprüchen der freien, bildenden Kunst verschmolz. Nach naturwissenschaftlichen Studien in Heidelberg und kunstgewerblichem Unterricht in Karlsruhe, liess er sich im Sommer 1888 bei Jena zum Keramiker ausbilden. Ein Jahr später zog er nach Paris, wo er die Bildhauerklasse an der Académie Julian besuchte. Der Verkauf seines ersten Brunnenmodells ermöglichte ihm 1892 eine Reise nach Florenz. Hier gründete er gemeinsam mit Berthe Ruchet, der langjährigen Gesellschaftsdame seiner Mutter, ein Atelier für Stickerei.

Mit seinem Umzug nach München begann 1895 Obrists steile Karriere als bedeutendster Pionier der Kunstgewerbereform. Wie bei den Vertretern der Arts-and-Crafts-Bewegung spielte auch bei ihm das Motiv der Pflanze eine entscheidende Rolle. Deren dekorative Qualitäten waren für Obrist weniger wichtig als ihre konstruktiven und strukturellen Eigenschaften, die er in seinen Stickereien und Möbeln umsetzte. Im Auftrag des Kunstgewerbevereins entwickelte Obrist eine intensive Vortragstätigkeit in ganz Deutschland und publizierte zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften. Anfang 1902 eröffnete er zusammen mit Wilhelm von Debschitz die Lehr- und Versuch-Ateliers für angewandte und freie Kunst in München, die er 1904 wegen zunehmender Schwerhörigkeit verliess, um sich der eigenen Arbeit zu widmen.

Quelle:

Museum Bellerive (Hg.), Hermann Obrist. Skulptur – Raum – Abstraktion um 1900, Zürich 2002.
www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4022833

Porträt Hermann Obrist
Abbildung: npg.org.uk / Fotografie: unbekannt

Legenden

Kissenbezug, um 1895, Entwurf: Hermann Obrist, Ausführung: Berta Ruchet
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Kissenbezug von Hermann Obrist, ausgeführt von Berta Ruchet
Abbildung: Dekorative Kunst, Bd. 2 (1898)

Kissenplatte, Flechten, um 1895, Entwurf: Hermann Obrist, Ausführung: Berta Ruchet
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Fototafel, Tischdecke von Hermann Obrist, Datierung unbekannt, Donation: Marie-Luise Obrist, Amaranth Obrist
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Fototafel, Blick in das von Richard Riemerschmied entworfene "Zimmer des Kunstfreundes" auf der Weltausstellung Paris 1900, Donation: Marie-Luise Obrist, Amaranth Obrist
Abbildung: Museum für Gestaltung Zürich / ZHdK

Ausstellungstext
Stickerei

Die Gestaltung dekorativer Textilien erfährt in der Belle Époque neue Aufmerksamkeit. Der wichtige Jugendstilvertreter Hermann Obrist (1862 – 1927) fängt mit akribischer Genauigkeit die Wachstumsstadien einer Schlingpflanze und die beunruhigende Ausbreitung von Flechten als Motivik ein, während die in Genf wirkende Malerin Alice Bailly (1872 – 1938) junge Mädchen beim Tanz in futuristischer Geschwindigkeit erfasst. Die bunten Fransen verleihen dem Szenario zusätzliche Vitalität. Dagegen wirken die figurativen Setzungen von Eugen Hasenfratz (1872 – 1939) und Walter Roshardt (1897 – 1966) eher statisch. Ersterer transferiert im Oval die Obrist’sche Pflanzenwelt in die Nachbarschaft von Mensch und Tier, Roshardt wiederum fängt eine stimmige Idylle als reizende Miniaturstickerei ein.